Im Glaubensbekenntnis bekennen wir die eine heilige katholische uns apostolische Kirche. Nun – das tun andere Gemeinschaften auch – was ist also Besonderes an der unseren?
Unser Herr hat den Aposteln aufgetragen, das Evangelium aller Welt zu verkündigen und alle Völker zum Gehorsam unter das Evangelium zu rufen. Seit den Zeiten der Apostel hat sich die Kirche ausgebreitet, zunächst über das römische Reichsgebiet, bald auch darüber hinaus in alle Welt in viele Sprachen und Kulturen. Immer aber war das Bestreben, über alle menschlichen Unterschiede hinweg eine Kirche zu sein und zu bleiben. Diese eine Kirche ist aber seit Anbeginn eine Gemeinschaft von Kirchen der verschiedenen Landschaften in brüderlicher Verbundenheit, ohne daß die eine Herrin des Glaubens der anderen wäre. So gliedert sich die orthodoxe Kirche bis heute in eine Fülle von örtlichen Kirchen mit je eigenem Gesicht, entsprechend den Notwendigkeiten und Umständen ihres Landes und der heimatlichen Kultur.
Eines aber sind wir im Glauben: an die Schöpfung der Welt durch den Vater, ihre Erlösung durch den Gottessohn, das kommende Gottesreich, an dem wir hier und jetzt in der Eucharistie und den anderen Mysterien schon teilhaben, an die Berufung eines jeden zur Heiligung und Vergöttlichung im heiligen Geist.
Einen langen Weg hat die Kirche schon hinter sich, und so schöpfen wir dankbar aus den Schätzen, die die Väter uns überliefert haben. Dennoch ist der Blick des Christen nicht rückwärts gerichtet, sondern auf das Kommende: das Gottesreich, zu dem wir berufen sind; denn Christus ist ja jetzt und hier unser Herr und ruft uns in seinen Dienst.
So wissen wir uns in der lebendigen Tradition des Glaubens der Väter.
Ist so etwas nicht schrecklich unmodern? Das ist es gewiß – Modernität ist auch keine Frage, wenns um das Heil geht. Viel wichtiger ist die Frage nach der Wirklichkeit: der Wirklichkeit Gottes und der des Menschen. Und darüber finden wir bei den Vätern dieselben Antworten, die wir bei unserm Herrn und bei den Aposteln finden.
Jede Zeit stellt ihre Fragen, auch die unsere. So ist es Aufgabe der Kirche, die Fragen der Zeit zu beantworten, so daß sie verstanden wird. Orthodoxie ist nicht das Wiederholen von Antworten von gestern auf Fragen von gestern, sondern das immer neue Antworten auf das Heute aus dem Evangelium, ohne Anpassung an eine Modernität, ohne Verhaftetsein an eine Vergangenheit.
Denn: Mit uns ist Gott.